4 Minuten mit Nils Runge

15. Juli 2021

In vier Minuten in die Waldidylle: Die Fahrt mit der Standseilbahn ist immer ein Erlebnis. Wir nutzen die Zeit, um Stuttgarter Persönlichkeiten in einem „schrägen“ Interview kennenzulernen.

Bereits als Jugendlicher hat Nils Runge Veranstaltungen im örtlichen Haus der Jugend organisiert. Seither folgten zahlreiche Events, Partys und Konzerte, wie beispielsweise bei der Konzert & Tournee Agentur „F-Cat Productions“, der Kunststiftung Baden-Württemberg, bei Festivals wie dem „Connect“ oder (sub)kulturellen Projekten wie „Containt e.V.“ oder Waldtraut Lichter e.V. Nils steht mit seiner Arbeit für eine freie, vielfältige und bunte Kulturlandschaft und Gesellschaft. Um diese zu stärken, hat er sich im Coronajahr 2021 bei UnitedWeStream Stuttgart engagiert und die IG Clubkultur Baden-Württemberg mitgegründet. Nils Runge ist Mitarbeiter im Pop-Büro Region Stuttgart und seit dem 15. März 2021 offiziell der erste Nachtmanager für Stuttgart und die Region.

Herr Runge: Lieber Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang?

Von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang! Aber wenn ich mich jetzt entscheiden müsste, dann würde ich einen Platz am See wählen, dazu ein bisschen Nebelstimmung – und den Sonnenaufgang genießen!

Gabber oder K-Pop?

Egal ob Holland oder Korea: gerne im 4-Viertel-Takt und am liebsten schön langsam. Da hört man einfach mehr!

Was hat es eigentlich mit Ihrer Seemannsmütze auf sich?

Das ist eine Erinnerung an meine wilden Zeiten in Berlin. Die Mütze hab ich damals von meinem Mitbewohner ausgeliehen und zum Abschied geschenkt bekommen. Seitdem zeigt sie mir häufig den richtigen Weg. Außerdem finde ich sie einfach schick!

Wann steht ein Nachtmanager auf?

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich würde aber sagen: Je nachdem, wann er ins Bett gegangen ist. Im Moment ist das leider viel zu früh …

Wie oft haben Sie schon gehört, ob Sie jetzt für das Feiern bezahlt werden?

Ich kann die Frage nicht mehr hören! Wir oft wurden Sie schon gefragt, ob Sie für das Quatschen bezahlt werden?

Hat ein Nachtmanager im Corona-Lockdown Zwangsurlaub?

(singt) „Urlaub, Uuurlaub in Italien, …“ Nein, warten Sie. Ich muss zum nächsten Termin!

Welche Freiräume braucht das Stuttgarter Nachtleben?
Viele. Bunte. Laute. Leise. Je unterschiedlicher, desto besser. So, dass für alle etwas dabei ist.

Sind alle Betriebe im nächtlichen Unterhaltungssektor gleich zu behandeln?

Nein, natürlich nicht. Nachtkulturelle Betriebe haben in meinen Augen die höchste Priorität, dicht gefolgt von nachtökonomischen Betrieben. Aber alle sind wichtig, damit für möglichst viele Menschen ein Angebot geschaffen werden kann. Die Anliegen von Rotlichtbetrieben gehören allerdings nicht zu meinem Aufgabenbereich.

Welche Vision haben Sie für die Stuttgarter Nachtkultur?

Eine große Vision! Hoffentlich keine zu große. Und vor allem hoffe ich, dass die Clubs, die Stadtverwaltung, die Politik und alle beteiligten Akteur:innen meine Vision unterstützen: Ich möchte dazu beitragen, dass in Stuttgart ein breites, nachtkulturelles Angebot für möglichst viele unterschiedliche Menschen entsteht, bei dem ihre Herkunft, ihr Einkommen, ihr Bildungsstand und ihre sexuelle Orientierung eine untergeordnete Rolle spielen.

Kann Nightlife die Welt retten?

Nein, leider nicht. Aber es kann einen Beitrag dazu leisten, dass die Welt zumindest ein bisschen besser wird. Wie das? Lass uns einfach tanzen gehen!

Fotografien von Matthias Straub