Wie kann Stuttgart noch spannender für Touris werden?

Ein Traum von mir: zwei, drei Nächte lang in einem Stuttgarter Hotel gastieren. Jeden Tag frisches Bettchen plus Frühstücksbüffet – da bekomme ich direkt Intercontinal-Breakfast-Bilder ins Hirn gezimmert. "Oh schau an, eine ganz herrliche Käseplatte, die schon seit ein paar Stunden rumsteht." Danach losflanieren, bisschen Museum, bisschen shoppen, bisschen Kaffeetrinken und abends komplett ausgelaugt in die Hotellobby reinfallen. Das kommt auf meine 2022-Jochen-Schweizer-Event-To-Do-Liste.
Tourismus Stuttgart, was geht da eigentlich? Nicht viel, sagt man. Die offizielle Übernachtungszahl lag im Jahr 2019 in bei knapp 4,1 Millionen. 2020 dann der pandemiebedingte Einbruch auf „1,648 Millionen Übernachtungen in Stuttgart und 4,225 Millionen in der Gesamtregion“, kann man auf der Homepage der Stadt nachlesen.
Das klingt zunächst nach gar nicht so wenig Gästen, die ihren Weg oder Flug nach Stuttgart finden. Verzichten wir auf den Berlin-Vergleich, weiß ja eh jeder, dass der Hauptstadt-Tourismus unendlich boomt – Danke an alle spanischen und italienischen Raver:innen. Wir blicken in die nähere Umgebung: München verbuchte 18,3 Millionen Übernachtungen im Jahr 2019. Na klar, Hofbräuhaus, Wiesn, Marienplatz, Glockenspiel, Englischer Garten, Isar-Welle, Deutsches Technikmuseum, Schloss Nymphenburg, Viktualienmarkt, Stachus, Olympiapark. Diese Dinge halt.
Äh, Moment mal, das haben wir doch in Stuttgart FAST alles auch und sogar in richtig gut. Nehmen wir allein das berühmte Museumsquartett Porsche, Mercedes-Benz Museum, Staatsgalerie und Kunstmuseum. Unsere Nymphenburg ist das grandiose Schloss Solitude, über die Einzigartigkeit des Stuttgarter Marienplatzes hatten wir es schon an anderer Stelle. Bier trinken kann man hier in Massen und unsere Parkanlagen Schlossgarten, Rosensteingarten, Killesberg, Wartberg und Villa Berg Park bilden das berühmte Grüne U mit einer Gesamtlänge von 8 Kilometern – Central Park, where you at!
Zu erleben und sehen gibt’s also einiges, und das tags wie nachts, von Sightseeing bis Gastronomie. Zwei, drei Tage kann man in Stuttgart ohne Probleme verbringen, allein einer geht traditionell für „Stuttgart-Metzingen“ drauf, hihihi. Woran liegt‘s also? Vielleicht an der mangelhaften touristischen Infrastruktur? Der Flughafen ist in jeder anderen Stadt am Arsch der Heide, in Berlin liegt die Landebahn bereits in Brandenburg. Da lob ich mir doch das schwäbische L.A. aka L.E. aka Leinfelden-Echterdingen, 22 Minuten bis Schwabstraße!
Klaro, es ist natürlich – höchstwahrscheinlich – auch wieder dieser allseits bekannte, eher nicht so tolle Ruf, der von einem Trip abhält, gerade wenn man vielleicht die Wahl der Qual hat zwischen Amsterdam, Hamburg, Kopenhagen und Stuttgart. Allerdings: Die meisten, die hier dann aufschlagen, sind restlos begeistert, siehe die sich häufenden, euphorischen Touri-Blogger-Posts und Youtube-Filme über Stuttgart.
Weiteres Problem ist nur: Zum eher bescheidenen Ruf kommt oft ein mangelndes Selbstbewusstsein, das (mir komplett unverständlich) in Stuttgart leider ebenfalls sehr weit verbreitet ist. Wenn man sich also selbst permanent kleinredet, wird’s schwer, nationale und internationale Tourist:innen von sich zu überzeugen.
Sagen wir es so: Die Damen und Herren von Stuttgart Tourismus haben keinen ganz einfachen Job und den machen sie seit Jahren schon ziemlich gut. Vielleicht muss man trotzdem mal das Big-Thinking-Fass aufmachen, die Brust sehr viel breiter raus drücken und Chinas soziale Netzwerke mit einer hochbudgetierten Stuttgart-Kampagne vollballern. Zumindest bekommen wir demnächst einen Leuchtturm an Tourismus-Zentrale direkt am Marktplatz im ehemaligen Breitling, suggerieren zumindest die bislang veröffentlichten Visualisierungen.
Zu guter Letzt, das hört man öfters, gäbe es in Stuttgart keine guten Hotels. In dem Punkt tat und tut sich aktuell einiges im Stadtbild, um dem zeitgenössischen Globetrotter einen angenehmen Aufenthalt zu bereiten, Stichwort Boutique-Hotel. Ansonsten kann ich als Einheimischer natürlich sehr schwer beurteilen, wie die lokale Hotelszene aufgestellt ist und somit kommen wir wieder zurück zum Anfang: Mein Selbsttest startet im Jahr 2022. Bis dahin: Herzlich willkommen in Stuttgart.

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